Ich lernte Casey kennen

Herr Wilson, der Betriebsleiter von meiner Arbeitsstelle, lud mich zu sich nach Hause ein, damit wir uns besser kennenlernen. Natürlich habe ich die Einladung angenommen und bin nach Feierabend zu ihm gegangen. Ich wurde schon erwartet.

 

Herr Wilson stellte mich seiner Frau Kate und seiner Tochter Casey vor. Casey ist schlank und hatte eine hellblaue Latzhose an, ihr Gesicht war engelhaft schön. Ihre braunen Augen strahlten eine unbeschreibliche Freundlichkeit und Wärme aus, ich musste mich enorm zusammenreißen, damit ich meinen Blick von ihr abwenden konnte. Von diesem Moment an, musste ich ständig zu ihr hinsehen. Ihre Eltern haben es bestimmt gemerkt, dass ich immer wieder und oft lange Casey angesehen habe. Ich konnte nicht anders, musste immer wieder zu ihr hinsehen.

 

Gegen 22:00 Uhr habe ich mich für den schönen Abend bedankt und verabschiedet, alle drei Wilsons begleiteten mich zur Haustür. Frau Wilson machte mir zum Schluss noch den Vorschlag, »Du und Casey könntet Euch doch gegenseitig Sprachunterricht geben. Was haltet Ihr davon?«

 

Schon für den nächsten Tag verabredeten Casey und ich uns um 15:00 Uhr vor der Eislaufhalle. Dort trafen sich täglich immer viele junge Leute, manche zum Abhängen, andere um zu quatschen oder zum Schlittschuh laufen.

 

Den Rückweg zu meiner Wohnung bin ich nicht gegangen, sondern wie auf Wolken geschwebt. Ich war unendlich verliebt in Casey und konnte an nichts anderes mehr denken. Mit dem Einschlafen klappte es auch nicht so einfach, hatte immer Casey vor Augen. Besonders ihre strahlenden Augen.

 

Pünktlich um 15:00 Uhr wartete ich am nächsten Tag aufgeregt vor der Eislaufhalle. Mein Warten wurde belohnt, Casey kam langsam den Hügel hoch und direkt auf mich zu. Sie hatte ein farbenfrohes Kleid mit großem Blumenmuster an, sie sah bezaubernd aus. Ihr Kleid und auch ihr Haar, das sie wieder zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hat, wippten bei jedem Schritt. Als Casey mich sah, wurde sie immer schneller. Verglichen habe ich sie da zum ersten Mal, mit einem farbenfrohen Schmetterling. Ich ging mit ausgestreckter Hand auf sie zu, um sie zu begrüßen. Casey streckte mir ebenfalls ihre Hand entgegen und lächelte, ich nahm ihre Hand und wollte sie gar nicht mehr loslassen, ihre Haut fühlte sich so schön warm und weich an.

 

Jeder von uns beiden sagte etwas in seiner Muttersprache zur Begrüßung, keiner von uns hat es aber wirklich verstanden. Das war auch nicht wichtig für mich, denn Casey war ganz nah bei mir, somit brauchte ich den Sinn der Wörter nicht verstehen, ich war glücklich, so nah bei Casey zu sein. Trotzdem erzählten wir uns, was und versuchten, am Tonfall des anderen zu erkennen, was wir vom anderen hören wollten oder erwarteten. Im Paradies konnte es nicht schöner gewesen sein, ich war jetzt im Paradies.

 

Für mich war jetzt klar, dass ich in Casey mein Traummädchen gefunden hatte. Es kam zwar total unerwartet, dass ich das Mädchen meiner Träume ausgerechnet hier in Kanada kennenlernte. Damit hatte ich absolut nicht gerechnet.

 

zum Buch

 zurück zum Kanada Blog